20.3.05

Mein Kampf

In der Türkei entwickelt sich ein Nachdruck von Hilters "Mein Kampf" zum Bestseller, was zunächst schwer zu erklären scheint. Manch Journalist findet auch keine Erklärung:

"Die Türkei sei weder ein Land mit einer intensiven Lesekultur noch spiele sie in der Geschichte des Antisemitimsus eine Rolle, hieß es."

Andere sehen Parallelen zwischen Deutschland in der Zeit zwischen den Weltkriegen und der heutigen Türkei.

"So wie die Deutschen damals - von Hitler angestachelt - "die Juden" als
Sündenböcke betrachteten, so sehen heute viele Türken die Kurden als
Feindbilder. Den Krieg gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK hätten sie zwar
gewonnen, doch jetzt müssten sie erleben, wie die Minderheit ihre Forderungen
auf anderem Weg durchsetze.
Ganz falsch liegt Özdag mit seiner Erklärung für
die Aktualität Hitlers in der Türkei wohl nicht. Die Beliebtheit des Buches
"Mein Kampf" wächst nämlich parallel zu den Reformen, die die EU der Türkei
verordnet hat. Und darunter sind eben auch viele Neuerungen, welche die Stellung
der Kurden betreffen." (DiePresse.com)

Die deutsche Botschaft in Ankara beobachtet mit Besorgnis. Das bayerische Finanzministerium als Inhaberin der Urheberrechte, will jeden Nachdruck unbedingt verhindern, um die Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts zu verhindern.

In Deutschland hatte Ende der neunziger Jahre der deutsch-türkische Schriftsteller Serdar Somncu in über 1.500 Veranstaltungen auf andere Weise für eine Auseinandersetzung mit dem Hitler-Tagebuch gesorgt. Er las Auszüge des Buchs vor, "inszenierte und entmystifizierte Hitler, indem er ihn bloß stellte."

"Wir müssen souveräner bleiben und auch nicht immer gleich fürchterlich erschrecken, wenn jemand Heil Hitler ruft", sagt Somuncu. Es sei wichtig "sich wachen und analytischen Verstandes mit Gedachtem, Ausgesprochenen, Aufgeschriebenen auseinander zu setzen, ohne gleich völlig paralysiert zu sein". Mit Verstand, Selbstbewusstsein und klugem Witz könne man gefährliche Situationen entschärfen. Und der Witz - das betont er ausdrücklich - müsse vor den Opfern halt machen. Wenn man Opfer und Täter nicht auseinander halten könne, habe man nichts verstanden."
So ein Bericht von Felix Wadewitz über eine Lesung im Humboldt Gymnasium, Potsdam.

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